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Der Nachlass Adolf Moritz Steinschneiders
Der von Marie-Louise Steinschneider zusammengetragene Nachlass ihres
Vaters Adolf Moritz Steinschneider befindet sich heute zu einem großen
Teil bereits im Deutschen Exilarchiv in Frankfurt a. M. Die Masse des
Nachlasses besteht aus ca. 30 Leitz-Ordnern und weiteren großen
Konvoluten mit schätzungsweise insgesamt 30 000, meist eng beschriebenen
maschinenschriftlichen und handschriftlichen Blättern.
Der größte Teil des Nachlasses besteht aus umfangreichen Korrespondenzen,
hauptsächlich aus den Jahren 1933 bis 1944. Den größten
Teil der privaten Korrespondenz bilden die umfangreichen Briefwechsel
mit den Brüdern Gustav und Karl, der Lebensgefährtin Eva Reichwein
sowie den Kindern Marie-Louise und Stefan. Daneben stehen als zweiter
großer Block die Korrespondenzen mit Schriftstellern, Politikern,
politischen Freunden und Kontrahenten.
Etwa ein Drittel des Nachlasses enthält Manuskripte und Aufzeichnungen
politischen und literarischen Inhalts, darunter mehrere Konvolute
der umfangreichen, nicht vollständig erhaltenen anthropologischen
Studie Menschheit und Polarität.
Der Nachlass enthält außerdem zahlreiche Dokumente aus der
Alltagserfahrung des Exils: Programme und Handzettel zu Veranstaltungen
Pariser Emigranten, Anträge, Rechnungen etc. Unter diesen Partien
befinden sich auch Dokumente zu den politischen Kämpfen vor 1933.
Korrespondenzen
a) Korrespondenz mit der Familie
Diese Korrespondenz besonders mit dem Bruder Gustav bildet eine Chronik
der für das Überleben im Exil überaus wichtigen familiären
Solidarität; sie dokumentiert die unterschiedlichen Alltagserfahrungen
der Brüder in Frankreich und Palästina sowie ihre politischen
und philosophischen Diskussionen.
Die vielen, liebevoll gestalteten Briefe an die Kinder Marie-Louise und
Stefan sind mit ihren Bildberichten und Schilderungen ein einzigartiges
Zeugnis für Steinschneiders fürsorgliche Präsenz, seiner
Anteilnahme und Förderung der Kinder während der jahrelangen
räumlichen Trennung.
b) Korrespondenz mit anderen Personen
Die reiche, hauptsächlich für die Zeit nach 1933 überlieferte
Korrespondenz Steinschneiders mit Schriftstellern, Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens, Kollegen und Freunden vergegenwärtigt
das Netzwerk, in dem sich der Emigrant bewegte.
Zu Steinschneiders Briefpartnern zählen u.a.: Alfred Apfel, Paul
Bernays, Georg Bernhard, Fritz Brupbacher, Bernard von Brentano, Felix
Bressart, Oscar Cohn, Alfred Döblin, Hans Ehrlich, Paul Frölich,
Paul Geheeb, E.J. Gumbel, Werner Kraft, Richard Kareski, Robert Liebknecht,
Willi Münzenberg, Mynona (Salomo Friedländer), Emil Oprecht,
Erwin Piscator, Paul Plauth, Arthur Rosenberg, Kurt Rosenfeld, Katja Ruminoff,
Anselm Ruest (Ernst Samuel), Ignazio Silone, Gottfried Salomon und Adrien
Turel.
Typoskripte und Manuskripte
a) „Menschheit und Polarität“
Mehrere Konvolute mit Vorarbeiten und verschiedenen Fassungen des geplanten
Buches.
b) Weitere Texte (thematisch gruppiert, in Auswahl)
I. Zu Marxismus, Stalinismus, Faschismus....
- Kritik der Verfassung der Sowjetunion
- Verbeamtung der Bewegungen
- Infragestellung des Ergebnisses der Russischen Revolution von 1917
nach 20 Jahren
- Rußland - die soziologische Sphinx
- Referat kritischer Analysen der Sowjetunion
- Otto Bauer: Die Illegale Partei. Referat und Kritik
- Par décision du VIIIème Congrès extraordinaire
soviétique du 5 décembre 1936
- Der Prozess der Umwandlung der Sovietunion in eine Militärdiktatur
- Vergleichende Rechtsbetrachtung über die neue Konstitution der
URSS und denen der anderen modernen Demokratien
- "Wir", die den Marxismus, wenn auch nicht mit der Muttermilch,
so doch gewissermaßen mit dem ABC in uns aufgenommen haben...
- Die Bewegung des Faschismus - wie auch immer man zu ihr steht - kann
für sich in Anspruch nehmen, dass sie dem alten Europa ein neues
Gesicht zu geben sich anschickt...
- Politik und Verbrechen
- Zweierlei Menschen!
- Existenzminimum, Existenzmaximum u. die Genüsse des Lebens
- Die Ungeklärtheit des schnellen Anwachsens der Hitlerbewegung,
ihres Massencharakters, ihres diffusen Inhalts als Problemstellung
- Reminiscens (über Dietrich Eckart)
- Schlaflosigkeit (über den Faschismus)
- Die staatsbürgerlichen Freiheiten. Entwicklung und Rückschritt
- Zum Geheimnis der Machtbildung und Machtentfaltung
- Zur Kontroverse Leopold Schwarzschild - Thomas Mann über die
Neuordnung Europas nach dem Kriege (zu Das neue Tagebuch Heft 46 vom
11.11.39)
- Zu den Aufsätzen im Neuen Tagebuch Heft 31 und 32 "Eine
neue Aufgabe wird sichtbar" möchte ich mich wie folgt äußern..."
(Kontroverse mit Georg Bernhard)
- Auszüge aus „Der Staat“ von Franz Oppenheimer
- Atommodell, Lichtquant, Diktatur, Demokratie (1940)
- Die Frage, ob man, um eine jüdische Politik treiben zu können...
- Veränderungen in der Jüdischen Bevölkerung Deutschlands
seit Frühling 1933
II. Zur Eigenheimbewegung
- Über die Idee des Bausparens; Genossenschaften
- Gründe für Unterstützung und Förderung der Eigenheimbewegung
in Europa. Zur Bedeutung der Heimstättenbewegung
- Probleme der Freizeitgestaltung
III. Zu verschiedenen Themen
- Zu Odette Pannetiers Freudanalyse (23. Juli 1936)
- Beschreibung einer kürzlich stattgehabten Luftschutzübung
(Paris)
- Über die Entstehung von Religionen und abstracten Gottesideen
- Über den Humanismus
- Gedanken über Ehe (5. Mai 1935)
- Die ‚Ismen’ und der Mensch
- Handschriftliche Aufzeichnung aus dem Lager Mauriac 4.10.41
IV. Literarische Texte
- Sylvia, die siebenjährige Tochter eines pariser Großindustriellen...
(Novelle)
- Fabel
- Ohne Titel (Bühnenstück)
- Technik und Kunst / Auto und Klavier / Kunst ist das Auto, Heiter
das Klavier
- Geheimrat X., Witwer, alte Excellenz...
- Der Traum ein Leben, (Sketsch)
- Neues Traumspiel (Bühnenstück)
- Katzmann (Novelle)
- Feuille secrète
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