Adolf Moritz Steinschneider Archiv

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Adolf Moritz Steinschneider (1894 – 1944)

Von 1926 bis 1933 lebte Adolf Moritz Steinschneider als politisch aktiver Rechtsanwalt und Strafverteidiger in Frankfurt am Main. Er engagierte sich in der Deutschen Liga für Menschenrechte, war Rechtsberater der Deutschen Friedensgesellschaft und Anwalt der kommunistischen Roten Hilfe. Nach dem Reichstagsbrand musste er 1933 Hals über Kopf in die Schweiz fliehen, seine Praxis- und Wohnräume in Frankfurt wurden von SA-Männern zerstört.

Da ihm die Schweiz wegen politischer Auftritte das Asylrecht entzog, ging Steinschneider 1935 nach Paris. Nach Kriegsbeginn 1939 als Flüchtling aus Deutschland von französischen Behörden interniert, gelang ihm im Juni 1940 die Flucht vom Norden in den Süden Frankreichs. Bis Ende 1942 musste er unter der Vichy-Regierung in verschiedenen Lagern Zwangsarbeit verrichten. Während der ganzen Zeit seines Exils hatte Steinschneider als undogmatischer Linker in Briefen und zahlreichen Manuskripten über die politische und soziale Befreiung von Faschismus und Stalinismus reflektiert. Eine besonders dichte Beschreibung seines „Exils von unten“ enthalten die Briefe an die nach Palästina geflohenen Brüder Karl und Gustav Steinschneider. In Bellac, einem Städtchen unweit von Limoges, wo seit 1940 auch seine Lebensgefährtin Eva Reichwein (später Steinschneider) und die gemeinsame Tochter Marie-Louise Zuflucht gefunden hatten, wurde Steinschneider am 11. 6. 1944 bei dem Versuch sich vor dem durchziehenden SS-Bataillon „Das Reich“ zu verstecken, von Soldaten dieses Bataillons abgefangen und erschlagen.